Samstag, 17. Januar 2009

Von der Leica zur Ricoh














Was macht man eigentlich, wenn man nicht das Geld hat, um sich eine Leica M8 oder M 8.2 zu kaufen?

Da die Leica und Henri Cartier-Bresson zusammenhängen, hat die Leica immer bei dieser Art der Fotografie automatisch einen hohen Platz. Nun spielt die Leica bei den heutigen Reportern offenkundig nicht mehr die Rolle, die sie früher hatte. Dies hat einfach mit technischen Fragen zu tun. Die besseren Sensoren, die stärkeren Teleobjektive, die Matrixmessung, der schnelle Schuss. Alles dies haben die heutigen Digitalkameras von Nikon, Canon, Pentax, Sony etc.

Ich empfehle jedem, der sich für das Gefühl der Fotografie im Sinne von Cartier-Bresson interessiert, sich eine Leica M6 oder M7 auszuleihen mit einem Film und dann damit einen Tag durch die Stadt zu gehen und zu fotografieren. Dabei wird sehr deutlich, dass der Schnappschuss weniger das Wesen der Leica ist. Vielmehr führt der Messsucher zu einer fast meditativen Ruhe, weil die Anzeige der richtigen Belichtung und die Scharfstellung beide von Hand vorne am Objektiv vorgenommen werden müssen. Diese Tätigkeiten zwingen zur exakten Ausrichtung und stoppen jede Art von schnellem Abdrücken.

Dennoch wollen viele Menschen sich eine Leica kaufen. Spötter sprechen von der Zahnarztkamera, andere haben einfach die Geschichte dieses Namens im Kopf. Im Zeitalter der digitalen Fotografie kommt hinzu, dass Optik und Sensor zusammen wesentlich für die Bildentwicklung sind. Insofern ist der Sensor mindestens ebenso wichtig wie die Optik. Die Leica M8 bleibt dabei die Kamera der Tradition. Ob sie für Strassenfotografie im 21. Jahrhundert aber immer noch erste Wahl ist, darf bezweifelt werden. Denn es gibt heute Kameras, die leiser sind, die schneller sind, die schneller fokussieren, die kleiner sind, deren Sensoren besser sind etc.

Bleibt die Frage der Unauffälligkeit, des leisen oder lautlosen Auslösens, der Kompaktheit.

Mich hat ein guter Strassenfotograf darauf gebracht, wie man gute Fotos auch ohne Leica machen kann. Man kaufe sich eine Ricoh GR Digital oder Ricoh GX200. Der Fotograf, der mir dies sagte, hat mit solchen Kameras Fotos für seine Bücher gemacht und veröffentlicht. Er erzählte, dass diese kleinen Kameras lautlos, schnell und bezahlbar sind - bei erstklassiger Bildqualität.

Ich habe es getestet und es hat sich gezeigt, er hat recht. Wer also keine 5000 Euro für ein Leica M8.2 Gehäuse hat, der kann mit einer Ricoh GX 200 locker auch glücklich werden, zumal der Preis bei 360 Euro liegt. Mir persönlich gefällt bei der Ricoh GX 200 die auch von der Bedienung her gut gelöste Möglichkeit, die Blende vorzuwählen und zugleich manuell die Fokussierung vorzunehmen - aber das ist Geschmackssache.

Es gibt auch noch die Alternative der Panasonic LX3, die auch als Leica-Variante gehandelt wird. Allerdings ist sie doch sehr anders als die Ricoh. Insgesamt läßt sich sagen, dass Strassenfotografie und Leica keinen Monopolcharakter mehr haben, sondern gute Gründe für kleinere, leichtere und auch preiswertere Kameras sprechen.

Dienstag, 30. Dezember 2008

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Ursprünglich hochgeladen von galerie62

Was wäre HCB heute?

Vor ein paar Tagen habe ich mich mit einem erfahrenen Reisefotografen unterhalten über berühmte Fotografen. Irgendwann sprachen wir auch über Henri Cartier-Bresson und wir kamen zu dem Schluß, dass er heute in der Öffentlichkeit keine Chance mehr hätte, berühmt zu werden? - Stimmt das? Wer weiß?

Aber allein dieser Gedanke zeigt doch, wie relativ Anerkennung und Bekanntheit ist. Anerkennung, also öffentliches Ansehen, ist heute sehr selten. Bekanntheit ist heute viel weiter verbreitet. Ursache ist natürlich das Fernsehen. Aber es ist eben ein Unterschied. Anerkennung gab es aufgrund besonderer Leistungen, Bekanntheit gibt es wegen nichts.

Es ist sehr wichtig, sich klar zu machen, dass die öffentliche Zurschaustellung von Menschen und Meinungen zur Bekanntheit führt aber mit echter Anerkennung nichts zu tun hat. Aber klar ist, dass die Leistungsträger der heutigen Gesellschaft so gut wie keinen Platz in den Massenmedien haben. Die Medien lieben das Extreme. Die Kunst der Fotografie - auch wenn er sich selbst als Handwerker sah - die Henri Cartier-Bresson gezeigt hat, hat daher heute auch keinen Platz mehr in den Massenmedien. Diese suchen das Extreme, also Fotos, die alles zeigen, nur nicht die Realität in ihrer echten Einfachheit.

Warum schreibe ich das? Weil wir uns darüber klar sein müssen, wie wir sehen und bewerten. Wenn wir wissen, dass Bekanntheit und Anerkennung unterschiedliche Quellen haben und wenn wir wissen, dass heute andere Dinge durch die Medien auch anders bewertet werden, dann wird deutlich, wie wichtig eine eigene, nämlich meine, Meinung ist.

Und die Kunst die "Poesie des Augenblicks" einzufangen, ist eine gute Sache, auch ohne Massenmedien.

Ab hier schreibe ich diese Zeilen einige Monate später. H. Cartier-Bresson wurde wohl auch deshalb so bekannt, weil er das wichtigste Medium seiner Zeit nutzte, die Fotografie. In den 70er Jahren wurde die Fotografie als vorherrschendes Medium dann abgelöst durch den Film in Form von Fernsehen und Video.

Aktuell haben wir eine unüberschaubare Menge an Fotos und Filmen. Damit entsteht wieder eine neue Situation. Die Überschwemmung mit Medien wird ebenfalls eine neue Selektion herbeiführen.

Neu und modern werden wohl die Kriterien der herrschenden Meinung sein. Und ab hier fehlen mir die Worte, weil ich für den gespürten Zeitgeist noch die richtigen Worte finden muss.

Das Neue ist der Feind des Guten

Gute Fotos kann man auch mit einer Lochbildkamera machen. Die neuen Kameras sind nicht immer die besseren Kameras. Daran sollte man denken, weil man dann manches Schnäppchen machen kann, z.B.

Panasonic TZ1, ideal für Megazoom und Video (mit Zoom!)

Nikon P8400, immer noch 24mm Anfangsbrennweite, Magnesiumgehäuse, RAW+JPG, schwenkbarer Monitor ....

Olympus E400, idealer 10 MP Chip, kleinste Spiegelreflex

Nach der Photokina

Die Photokina war beeindruckend. So konnte man dort wirklich alles finden, was mit Fotografie zu tun hat. Aber es ist eben auch so, dass man auch ohne Photokina weiter fotografieren könnte.

Und besser fotografieren kann man danach auch nicht. Für mich persönlich gibt es einige sehr "merk"-würdige Dinge.

Beispiel Panasonic: Die neue Lumix LX3 ebenso wie die FZ28 haben das RAW Format RW2. Dieses Format kann weder Lightroom noch Photoshop noch eines der anderen "gängigen" Programme lesen. Man muß die Spezialversion von Silkypix 3, die wiederum nur diese Kameras akzeptiert, benutzen, um das Format zu lesen und dann zu konvertieren. Da fragt man sich, welchen Sinn ein RAW Format als digitales Negativ hat, wenn man es erst konvertieren muß, um es woanders in einem anderen Format zu nutzen. Oder man ist gezwungen, Silkypix zu nutzen, das gut ist - aber nicht so einfach zu bedienen wie andere Programme.

Beispiel Nikon: Die neue P6000 speichert im RAW Format. Am Nikonstand wies man mich darauf hin, dass es sich aber um ein neues Format handele, den NRW-Codec. Auf Nachfrage sagte man mir, dass das hauseigene Capture NX2 Progamm dieses Format natürlich beherrsche. Als ich die Kamera nun in der Hand hatte stellte sich heraus, dass die Firma Nikon eine Kamera verkauft, dessen NRW-Codec das hauseigene RAW-Bearbeitungsprogramm Capture NX2 nicht beherrscht. Wenn man dann noch weiß, dass die gute alte Nikon Coolpix P8400 mit Magnesiumgehäuse und schwenkbarem Monitor und dem RAW NEF Format von Nikon mit Anfangsblende 2,7 und Brennweite von 24-85 mm schon vor ca. fünf Jahren auf den Markt kam und mit ihrem 8 Megapixel Chip immer noch verdammt gute Bilder macht, dann fragt man sich, was das soll.

Beispiel Canon: Die guten Powershot Kameras können ausser der G9 alle von Hause aus kein RAW Format abspeichern. Also bleibt dem suchenden Nutzer nichts anderes übrig als sich dankbar der CDHK Ergänzungen zu bedienen, um mit diesen Kameras im RAW Format abzuspeichern. Nun kommen die neuen Powershot SX auf den Markt. Und die können wieder kein RAW Format. Wer stattdessen die Powershot G7 oder S5IS und die CDHK Erweiterung nutzt (im Prinzip ein speicherresidentes Programm, welches beim Start der Kamera geladen wird), der kann schon heute ohne Probleme mit den älteren Kameras das RAW Format nutzen. Eigentlich verstehe ich Canon hier nicht, aber vielleicht hilft mir jemand, dies zu verstehen.

Beispiel Adobe: Da gibt es also das wunderbare Programm Lightroom. Endlich weg von Photoshop und endlich ein deutsches Programm, welches Lightzone, Capture NX2 und ACDsee Pro miteinander kombiniert? Leider nicht. Ich habe nun einige Profifotografen gesprochen und die sagten mir alle, dass Lightroom schön beim Bearbeiten ist, aber nicht gefällt bei der Dateiverwaltung. Ebenso geht es mir. Die Genialität von ACDsee mit dem einfachen Verwalten ist nicht da. So bleibt es dabei, dass ACDsee die Nummer eins bei der Dateiverwaltung für mich ist und Lightroom nur zu Korrekturzwecken eingesetzt wird. Allerdings - und hier kommt ein echter Treppenwitz - kann Lightroom 2.1 das NRW-Codec Format der Nikon Coolpix P6000 ohne Probleme lesen und dies sogar unter Windows und Mac.

Es gäbe noch weit mehr Beispiele auch von anderen Firmen. Ich will damit eigentlich nur darauf hinweisen, dass das Neue nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Mal sehen, wie es weitergeht!

Der Verlust der Erinnerung in der Fotografie

Fotografie war gesicherte Erinnerung. Es gab Negative und es gab Positive, also fertige Fotos. Selbst nach 50 Jahren konnte man von den Negativen neue Fotos machen. So konnte ohne grossen Aufwand von jedem die gespeicherte Erinnerung aufbewahrt werden.


Die digitale Welt ermöglicht das nicht. Da es keine einheitlichen Standards zum Erhalt des kollektiven Gedächtnisses gibt und vor allem auch jeder ohne technischen Aufwand da zugreifen könnte, bedeutet Digitalisierung Rückschritt.

Natürlich gibt es Festplatten und CD und DVD. Aber was heisst das? Die CDs der letzten zehn Jahre zerfallen langsam. Die Festplatten der 90er Jahre sind heute nicht mehr nutzbar und nur begrenzt haltbar. Und die Dateiformate sind überholt und einheitliche Standards gibt es nicht.

So sind wir in der paradoxen Situation, dass die Sicherheit der fotografischen Aufnahme als Teil der Erinnerung selbst ein Teil der Erinnerung geworden ist.

Dagegen ist die digitale Zukunft der Fotografie als Teil der Erinnerung sehr unsicher.