Dienstag, 30. Dezember 2008

Was wäre HCB heute?

Vor ein paar Tagen habe ich mich mit einem erfahrenen Reisefotografen unterhalten über berühmte Fotografen. Irgendwann sprachen wir auch über Henri Cartier-Bresson und wir kamen zu dem Schluß, dass er heute in der Öffentlichkeit keine Chance mehr hätte, berühmt zu werden? - Stimmt das? Wer weiß?

Aber allein dieser Gedanke zeigt doch, wie relativ Anerkennung und Bekanntheit ist. Anerkennung, also öffentliches Ansehen, ist heute sehr selten. Bekanntheit ist heute viel weiter verbreitet. Ursache ist natürlich das Fernsehen. Aber es ist eben ein Unterschied. Anerkennung gab es aufgrund besonderer Leistungen, Bekanntheit gibt es wegen nichts.

Es ist sehr wichtig, sich klar zu machen, dass die öffentliche Zurschaustellung von Menschen und Meinungen zur Bekanntheit führt aber mit echter Anerkennung nichts zu tun hat. Aber klar ist, dass die Leistungsträger der heutigen Gesellschaft so gut wie keinen Platz in den Massenmedien haben. Die Medien lieben das Extreme. Die Kunst der Fotografie - auch wenn er sich selbst als Handwerker sah - die Henri Cartier-Bresson gezeigt hat, hat daher heute auch keinen Platz mehr in den Massenmedien. Diese suchen das Extreme, also Fotos, die alles zeigen, nur nicht die Realität in ihrer echten Einfachheit.

Warum schreibe ich das? Weil wir uns darüber klar sein müssen, wie wir sehen und bewerten. Wenn wir wissen, dass Bekanntheit und Anerkennung unterschiedliche Quellen haben und wenn wir wissen, dass heute andere Dinge durch die Medien auch anders bewertet werden, dann wird deutlich, wie wichtig eine eigene, nämlich meine, Meinung ist.

Und die Kunst die "Poesie des Augenblicks" einzufangen, ist eine gute Sache, auch ohne Massenmedien.

Ab hier schreibe ich diese Zeilen einige Monate später. H. Cartier-Bresson wurde wohl auch deshalb so bekannt, weil er das wichtigste Medium seiner Zeit nutzte, die Fotografie. In den 70er Jahren wurde die Fotografie als vorherrschendes Medium dann abgelöst durch den Film in Form von Fernsehen und Video.

Aktuell haben wir eine unüberschaubare Menge an Fotos und Filmen. Damit entsteht wieder eine neue Situation. Die Überschwemmung mit Medien wird ebenfalls eine neue Selektion herbeiführen.

Neu und modern werden wohl die Kriterien der herrschenden Meinung sein. Und ab hier fehlen mir die Worte, weil ich für den gespürten Zeitgeist noch die richtigen Worte finden muss.

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